Die Kämpfe in Oberaussem

(Mit installiertem Flash kann man an dieser Stelle ein Video in dieser Web-Seite ansehen.)


Anmarsch und Vorbereitungen für den Angriff auf Oberaussem

Deutsche Einheiten in- und bei Oberaussem:

  • Grenadier-Regiment 957
  • Pionier-Bataillon 363
  • Füsilier-Bataillon 363
  • Teile der 9. Panzer-Division (nicht motorisiert)

Eingesetzte US Einheiten von Norden:

Task Force Hogan:

  • 3d Bn, 33d Armd.Regt. - 1 Plt
  • 3d Bn, 36th Armd. Inf. Regt. - Co G
  • 3d Plt. Co. C, 23d Armd. Engr. Bn.
  • 3d Plt. Co C, 703d TD Bn

Task Force Richardson:

  • 3d Bn., 32d Armd. Regt. - 1 Blt.
  • 3d Bn, 13th Inf. Regt.
  • 1st Plt.,Co C, 23d Armd. Engr. Bn.
  • 2d Plt., Co C, 703d TD Bn.

Task Force Thomas:

  • Co G, 36th Armd. Inf. Regt.
  • Co C, 703d TD Bn. - 2 Plts.
  • Co C, 23d Armd. Engr. Bn. - 2 Plts.
  • 2d Plt., Co C, 33d Armd. Regt. (Lt. Tanks)
  • 3d Plt. Co I, 32d Armd. Regt. (Med. Tanks)

Am 27. Februar 1945 überquerten TF Hogan und TF Thomas erstmals die Erft bei Glesch. Zu dieser Zeit gab es noch keine Brücke, der Fluss musste durchwatet werden. Nachdem es den beiden TF's gelungen war einen kleinen Brückenkopf zu bilden, wurde am 28. Februar 1945 unter starkem deutschen Artillerie- und Granatwerfer Beschuss die erste Brücke über die Erft bei Glesch gebaut. Diese war am 1. März 1945 / 00:55 Uhr einsatzbereit, kollabierte aber, auf Grund der hohen Belastung, schon um 12:00 Uhr. Um 13:40 Uhr wurde unter starkem deutschen Beschuss damit begonnen die Brücke wieder in Stand zu setzen. Erst um 24:00 Uhr war die Brücke wieder befahrbar.

TF Richardson überquerte die Erft bei Paffendorf in der Nacht zum 27. Februar 1945 und begann damit hier einen kleinen Brückenkopf zu bilden, der es ermöglichte, das am 28. Februar 1945 eine Brücke gebaut werden konnte, wodurch der schon bestehende kleine Brückenkopf, trotz eines schweren deutschen Gegenangriffs am 1. März 1945, erheblich vergrössert werden konnte. Unter schweren Verlusten an Menschen und Material gelang es der TF Richardson voran zu kommen. Vor dem Holtroper Wald - gegenüber Paffendorf - wurde der Vorstoss jedoch gestoppt. Ein langer Panzergraben, der zwischen Paffendorf und Holtroper Wald verlief, konnte nicht überquert werden. Erst das aus Paffendorf angeforderte schwere Gerät ermöglichte eine Überquerung des Panzergrabens am 2. März 1945 / 02:20 Uhr in Richtung Wiedenfeld. Panzer der in Niederaussem liegenden 9. Panzer-Division fuhren auf, gefolgt von deutscher Infanterie, die jedoch nach einem amerikanischen Luftangriff zurückweichen mussten, wobei zwei deutsche Panzer abgeschossen wurden.

TF Hogan, unterstützt von der 4th Cavalry sicherte unterdessen die linke Flanke vom Brückenkopf und erreichte die Höhen nördlich von Glesch.

Um 18:00 Uhr (1. März 1945) wurde die 83d Armd. Rcn. Bn der TF Richardson angeschlossen, mit dem Auftrag, die restlichen Waldstücke, gegenüber von Paffendorf, zu „bereinigen“ und dass Tagebaugelände vor Niederaussem einzunehmen und zu sichern. Der Zeitpunkt für das Vorrücken wurde auf den nächsten Tag, 2. März 1945 / 02:00 Uhr festgelegt, jedoch kurzfristig auf 03:00 Uhr verschoben. Ausgangspunkt für das Vorrücken war der Brückenkopf bei Glesch im Bereich der heutigen Peringser Strasse / L 361. Die 83d Armd. Rcn. Bn stiess in zwei Reihen, parallel zueinander, auf Wiedenfeld vor und sicherte damit die um 07:00 Uhr vorstossende TF Richardson ab. Die linke Reihe sollte dabei direkt auf Wiedenfeld vorstossen, die rechte unterhalb der Ortschaft in Richtung Holtroper Strasse. Der Ort selber wurde stark durch Artillerie, Granatwerfern, Pak und Infanterie verteidigt. Auf das Gelände unterhalb von Wiedenfeld hatte der am unteren Ende des Bethlehemer Walds stehende Panzerturm mit seinem 8,8 cm Geschütz frei Sicht. Der Besatzung des Turms gelang es an diesem Tag vor Wiedenfeld vier von den Amerikanern bestätigte, und ein unbestätigter Abschuss von amerikanischen Panzern.

Auf der linken Seite erreichte TF Hogan unter starkem deutschem Granatwerferbeschuss den Panzergraben vor Wiedenfeld. Pioniere wurden angefordert um den Panzergraben passierbar zu machen. Panzer, gefolgt von Infanterie erreichten den Ortsrand von Wiedenfeld, wo ihnen starkes deutsches Pak-Feuer entgegen schlug. Nach heftigen Kämpfen im Ort wurde Wiedenfeld um 14:00 Uhr eingenommen. Um 16:00 Uhr war das Minenfeld vor Wiedenfeld geräumt, der erforderliche Nachschub konnte sich in Bewegung setzen. Der Panzerturm am Bethlehemer Wald konnte zu dieser Zeit nicht mehr in die Kampfhandlungen bei der Burg Holtrop und auf die, auf das Tagebaugelände, vorrückenden Amerikaner eingreifen. Er musst sich zu dieser Zeit selber verteidigen.

TF Hogan setzte seinen Vormarsch von Wiedenfeld, unter starkem deutschem Beschuss aus Richtung Garsdorf, auf Auenheim fort.

Funkspruch am 2. März 1945 / 05:00 Uhr: Drei Sherman Tanks versinken auf dem Gelände des Tagebaus im losen Erdreich. Ein Sherman wird von einer deutschen Pak abgeschossen. Zwei Sherman können geborgen werden, der Dritte beleibt verschwunden….

Um 11:00 Uhr (2. März 1945) erreichten zwei Kompanien des 36th AIR / 3rd AD mit fünf Medium Tanks, von der Burg Holtrop kommend, den Ortsrand von Niederaussem im Bereich der heutigen Holtroper Strasse / Barbarastrasse. Nach heftigem Widerstand der deutschen Verteidiger, konnte der Ortskern um 16:00 Uhr eingenommen werden. Task Force Richardson meldete um 17:40 Uhr das die nord-östliche Ecke, heute der Bereich Mönchhofweg, von Niederaussem, immer noch in deutscher Hand sei. Nach amerikanischen Angaben die durch Fotos belegt werden, stand dort eine, für den Erdbeschuss - Panzerbekämpfung - in Richtung Auenheim eingerichtete 8,8 cm Flak, sowie ein nicht mehr fahrbereites, aber feuerndes, Sturmgeschütz. Nach der „Bereinigung“ der nord-östlichen Ecke, richtete man sich in Niederaussem ein.

Am 3. März 1945, nach den Kämpfen um Wiedenfeld und Auenheim, wurde der Haupt-Gefechtsstand der 3rd AD nach Niederaussem verlegt. Von dort aus koordinierte man die Angriffe auf Rheidt und über das Gut Asperschlag auf Büsdorf, wobei die gesamte Büsdorfer Strasse - von Oberaussem (Ortsmitte) bis Büsdorf - die Bataillonsgrenze bildete.


Eingesetzte US Einheiten von Süden:

C COMD. „A“ (BRIG. GEN. HICKEY):

TF „DOAN“

  • 32nd Armd. Regt. (- 1st & 3rd Bns.)
  • 1st Bn., 36th Armd. Inf. Regt.
  • 3rd Plat., „A“ Co., 23rd Armd. Engr. Bn.
  • 3rd Plat., „A“ Co., 703rd TD Bn.
  • 67th Armd. FA Bn. (Direct Support)

TF „KANE“

  • 1st Bn., 32nd Armd. Regt.
  • 1st Bn., 13th Inf. Regt.
  • 1st Plat., „A“ Co., 23rd Armd. Engr. Bn.
  • 1st Plat., „A“ Co., 703rd TD Bn.
  • 67th Armd. FA Bn. (Direct Support)

Am 1. März 1945 Uhr / 03:00 Uhr begannen die Kämpfe um den, von den Amerikanern stark unterschätzten, Holtroper- und Bethlehemer Wald. Die deutschen Verteidiger hielten sich hartnäckig und verteidigen den östlichen Teil mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Bei den Nahkämpfen rund um das Kloster Bethlehem und den Kämpfen um den Panzerturm am Wald, hatten die Amerikaner hohe Verluste zu verzeichnen. Der Panzerturm selber wurde erst am darauf folgenden Tag, am Abend, eingenommen. Der zweite Tag, 2. März 1945, fiel für die Amerikaner nicht viel besser aus. Beim Angriff auf Fortuna machten erfahrene deutsche Scharfschützen, Kämpfer von der Ostfront, den Vorrückenden Amerikanern das Leben schwer. Auch hier waren relativ hohe Verluste auf amerikanischer Seit zu verzeichnen. Die Eisenbahnbrücke konnte erst beim zweiten Versuch überquert werden. Um 14:00 Uhr entfachte ein neuer Kampf auf dem Gelände des Kraftwerks Fortuna, wohin sich die deutschen Scharfschützen zurückgezogen hatten. Um 16:00 Uhr erloscht der deutsche Widerstand, die Scharfschützen hatten sich nach Oberaussem zurückgezogen, der amerikanische Aufmarsch zum Angriff begann.


Die Angriffe von Süden und Norden


Norden - 2. März 1945 / 15:45 Uhr

Auf dem Weg von Wiedenfeld nach Holtrop wurde ein amerikanischer Sherman Tank, von den GI's auch „Ronson“ genannt, da er bereits durch einen leichten Beschuss wie ein Feuerzeug lichterloh brannte, von zwei angreifenden, deutschen Me 109 / G abgeschossen. Ein Crew-Mitglied konnte noch brennend den Panzer verlassen, verbrannte aber neben dem Panzer bei lebendigem Leib. Erst später stellte man fest, dass die gesamte Besatzung eigentlich nicht zu diesem Panzer gehört. Dadurch war es später unmöglich die bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Soldaten zu identifizieren. Von den Erkennungsmarken waren durch den Brand nur noch Fragmente übrig geblieben. Erst Tage später konnten die Toten geborgen werden. Ihre Identität konnte bis heute nicht zweifelsfrei geklärt werden. Ein weiteres Opfer dieses deutschen Luftangriffs war Tech 5 Michael Haydanka † Apr. 23, 2005 von der Reconnaissance-Company. Er erlitt schwere Verletzungen.

TF Richardson, mit Panzern von der Burg Holtrop kommend in Richtung Oberaussem, Infanterie sicherte das Vorrücken auf der rechten Seite zum Holtroper Wald ab, überquerte die B 477 und stand mit dem ersten Panzer auf der Brücke. Der Panzer bekam einen Treffer vom kleinen Panzerturm, der sich hinter der ehemaligen kleinen Kapelle „Am Steinchen“ befand.

Funkspruch vom Kommandanten Sgt. Norman E.Ramsden † 9.12.1997, C Company um 15:55 Uhr: Starker Ölverlust, weiterfahren unmöglich.

Er stieg aus, wollte sich den Schaden ansehen und geriet dabei zwischen Turm / Kannone und Fahrgestell des Panzers. Ein befreien des Kommandanten ist in dieser brenzligen Situation war nicht möglich. Die Gefahr, vom Panzerturm nochmals beschossen zu werden, war sehr gross. Man beschloss den Panzer mit seinem eingeklemmten Kommandanten von der Brücke zu schleppen. Die nachfolgende Infanterie sammelte sich zum Angriff auf Oberaussem im Dreieck Holtroper Strasse / Bahnlinie Niederaussem und der Bahnverbindung Kraftwerk Fortuna - Brikettfabrik Niederaussem. Ein Angriff auf Oberaussem durch das Tunnel der Holtroper Strasse war weder mit Panzern- noch mit Infanterie möglich, da sich deutsche Infanterie entlang der Strasse vor dem Tunnel, eingegraben hatte, das Tunnel selber durch eine deutsche Pak abgesichert wurde. Die angreifenden Amerikaner entschlossen sich deshalb für einen Infanterie-Angriff über die Bahnlinie KW Fortuna-Brkettfabrik Niederaussem - den Panzer-Angriff entlang der Bahnlinie KW Fortuna - BF Niederaussem, die an dieser Stelle einen gewissen Schutz vor einem Beschuss aus Oberaussem bot.

Um 16:15 Uhr, zeitgleich mit den angreifenden, amerikanischen Truppen, die aus Richtung KW Fortuna kamen, begann der Angriff. Infanterie arbeitete sich in über die erhöhte Bahnlinie in Richtung Mittelstrasse vor, teilet sich vorher in zwei Gruppen auf um über die Mittelstrasse / Bahnstrasse die an der Holtroper Strasse liegenden deutschen Verteidiger, die das Tunnel unter Kontrolle hielten, von hinten anzugreifen. Die zweite Gruppe sollte über den Behrenshof zur Ortsmitte Dränk (Theodor-Bondü-Platz) vorstossen.

Die Panzerspitze, die sich um 16:25 Uhr leicht bergauf, parallel zur Bahnlinie in Richtung der ehemaligen Kapelle „Am Steinchen“ bewegte, hatte gerade den höchsten Punkt erreicht, als der erste Sherman Tank einen Treffer vom kleinen Panzerturm, der sich hinter der ehemaligen Kapelle befand - diese wurde extra abgerissen, damit der Turm ein freies Schussfeld hatte -. Vier Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben.

Laut Zeugenaussagen war dies die letzte verfügbare Granate der Panzerturm-Besatzung. Die Besatzung konnte im Schutze des brennenden Sherman Tanks über die Bahnlinie flüchten und versteckten sich später in einem zivilen Bunker im Ort.

Um 17:00 Uhr hatte die amerikanische Gruppe, die durch die Mittelstrasse und dem heutigen Mauspfad vorstiess, die Ecke Bahnstrasse / Bahnstation / Holtroper Strasse erreicht. Ein deutscher Soldat (Funker) der sich in der kleinen Wartehalle befand, wurde gefangen genommen, die in der Wartehalle befindlichen Gegenstände durch eine amerikanische Handgranate zerstört, dessen Splitterwirkung noch viele Jahre später in der Aussenhaut der Halle zu erkennen war.

Durch die, in Kämpfe verwickelte, deutsche Bewachung des Tunnels, konnten um 17:20 Uhr die ersten amerikanischen Panzer die Bahnlinie KW Fortuna - BF Niederaussem an ebenster Stelle überqueren und fuhren nun auf der Verlängerung der Bahnstrasse in den Ort. Der deutsche Widerstand im Vorfeld des Tunnels war erloschen.

Etwa zeitgleich lag die amerikanische Infanterie-Gruppe vor dem Feld hinter dem Behrenshof verteilt in mehreren Granattrichtern. Hartnäckiges deutsches MG-Feuer schlug ihnen entgegen. Hier hatten sich zwei junge Mitglieder der Hitler-Jugend aus einem Nachbarort mit einem MG eingegraben. Überzeugt vom „Endsieg“ verteidigten sie das umliegende Areal bis zum Äussersten. Ein amerikanischer Infanterist arbeitete sich flach auf dem Boden liegend in Richtung MG Stellung vor und versuchte die beiden Jungen mit den Worten „we don't fight with Kindergarden“ (wir kämpfen nicht mit Kindergarten) zu überreden mit dem Beschuss aufzuhören. Den Versuch bezahlte er mit seinem Leben… Ein inzwischen angeforderter amerikanischer Scharfschütze, der sich am letzten Haus der Mittelstrasse positioniert hatte, brachte das MG-Nest zum schweigen. Beide Jungen fielen durch Kopfschuss….

Um 17:45 Uhr hatten die Amerikaner den Bereich Holtroper / Bahnstrasse / unteres Ende Mittelstrasse unter Kontrolle. Am Fleurshof, Ecke Bahnstrasse / Mittelstrasse entflammte noch ein Widerstand der aber nach kurzem Gefecht gebrochen wurde. Die ersten amerikanischen Panzer erreichten kurz vor 18:00 Uhr die Ecke Behrenshof / Niederaussemer Strasse/ Haupfstrasse und der Dränk (Theodor-Bondü-Platz). Zwischenzeitlich hatte auch die amerikanische Gruppe mit Verlusten den Behrenshof erreicht und stand nun in Bereitstellung seitlich des Hofes, heute Am Bohnenbach. Auf der Hauptstrasse selber, im Bereich der damaligen Brennerei Esser lieferten sich immer noch deutsche Scharfschützen die sich in der Brennerei verschanzt hatten, und amerikanische Infanteristen ein Feuergefecht das etwa um 18:30 Uhr verstummte. Sieben deutsche Scharfschützen die das Feuergefecht überlebten, gingen in amerikanische Gefangenschaft. Vor der heutigen Apotheke lagen zahlreiche, bei den Gefechten gefallene, deutsche und amerikanische Soldaten.

In Oberaussem war als amerikanische Bataillonsgrenze (TF Richardson und Hickey sowie der TF Doan und Kane) die Büsdorfer Strasse (von der Ortsmitte, also Dränk (Theodor-Bondü-Platz), bis zum Ort Büsdorf) festgelegt worden. Über die Büsdorfer Strasse rückten die Amerikaner, vom KW Fortuna, über die Fortunastrasse, Bergheimer Strasse kommend, über die Hauptstrasse vor.

Von der Bahnstrasse und dem seitlichen Weg am Behrenshof (Am Bohnenbach) stiess TF Richardson und Hickey über die Niederaussemer Strasse in die Komödchenstrasse bis zur Ecke Büsdorfer Strasse (Bataillonsgrenze) vor. Hier richteten sich die Amerikaner bereits im damaligen Friseurgeschäft Weiss ein. Inventar wurde zur Seite geschafft, die ersten Feldbetten wurden aufgebaut, die ersten amerikanischen Soldaten belegten die Feldbetten. Ein Amerikaner der an der Holzvertäfelung der Wand lag, entdeckte, wohl durch Zufall, hinter der Vertäfelung ein Bild von Adolf Hitler, welches auf die Schnelle dort versteckt wurde. Nach wenigen Minuten glich das Friseurgeschäft einem Trümmerhaufen…..

Zwischenzeitlich erreichten amerikanische Panzer, von der Büsdorfer Strasse über den Driesch das Ende des Tonnenbergs.


Süden - 2. März 1945 / 16:15 Uhr

Die ersten amerikanischen Soldaten erreichten um 16:20 Uhr die erste Baracke hinter der Brücke, gefolgt von einem Raupenpanzer der die Strassensperre auf der Fortunastrasse beseitigen sollte. Vor der Baracke, unmittelbar an der Strasse, fielen die ersten Schüsse aus einem Einmann-Bunker, kurz danach eröffnete ein deutsches Maschinengewehr, die Verteidiger hatten sich vor der zweiten Baracke eingegraben, das Feuer. Einige, von den Amerikanern abgeschossene Phosphorgranaten beenden den Beschuss. (Anm.: Die Spuren sind auf der Luftaufnahme deutlich zuerkennen)

Als die Amerikaner um 16:30 Uhr die Ecke Fortunastrasse / Hindenburgstrasse (heute Abts-Acker-Strasse) erreichten, eröffnete ein deutsches Pak-Geschütz, das sich auf dem Feld zwischen Fortunastrasse und Kippe eingegraben hatte, das Feuer. Mit einem kurzen Schwenk nach rechts erwiderte der Sherman Tank das Feuer, wobei der erste Schuss das Pak-Geschütz verfehlte, der zweite Schuss schaltete das Geschütz aus. Das 1st Bn., 36th Armd. Inf. Regt. teilte sich an diesem Punkt auf. Ein Teil stiess weiter über die Fortunastrasse vor, der andere Teil über die Abs-Acker-Strasse in Richtung der Strassen- und Bahnbrücke der Bergheimerstrasse am Ende des Ortes. Dort hatten Soldaten vom Pionier-Bataillon 363 beide Brücken gesprengt um ein Vorrücken der Amerikaner vom Ortseingang Fortuna auf Oberaussem zu verhindern. Die Reste der Brücke wurden von deutschem Volkssturm bewacht.

Um 16:45 Uhr meldete das 3rd Plat., „A“ Co., 23rd Armd. Engr. Bn. über Funk, dass die Strassensperre auf der Fortunastrasse beseitigt sei. Die ersten amerikanischen Infanteristen begannen damit die Häuser nach deutschen Soldaten und Waffen zu durchsuchen. Auch das ein oder andere „Andenken“ verschwand auf diese Weise in die Staaten..

17:00 Uhr, die Panzerspitze hatte den Abzweig Fortunastrasse / Am Rott (heute Reutergasse) erreicht. Das 32nd Armd. Regt. und das 703rd TD Bn. teilte sich in Richtung Ortsmitte, über die Fortunastrasse und entlang der Kippe in Richtung Kämpchen (heute Friedhofstrasse) auf. Vor der Kurve, im Schutz der alten Ulme, hatten sich deutsche MG-Schützen eingegraben die sich nach kurzer Gegenwehr aber in den Ort zurück zogen. Unterdessen hatten amerikanische Panzer und Infanterie das freie Feld zwischen Am Rott (heute Reutergasse) erreicht, als massiver deutscher Beschuss aus Richtung Am Tonnenberg und Mühle den Vorstoss zum stehen brachte. Hier oben, zwischen Kämpchen, Tonnenberg und Mühle (heute Zum Rott / Föhrenweg / Am Grüneck) standen die Reste des deutschen Grenadier-Regiments 957 unter Hauptmann Rudolf Mascher. Seine Männer waren dabei sich im Schutze des Gegenfeuers einzugraben. Vorgeschobene Beobachter, bewaffnet mit MG, Panzerfaust und leichten Waffen, beobachteten die heranrückenden amerikanischen Panzer und Infanteristen von der Ecke Kämpchen / Am Rott (heute Friedhofstrasse / Reutergasse) und griffen später in den Kampf ein.

17:15 Uhr, ein amerikanischer Spähtrupp, der sich bis an die Kurve Bergheimer Strasse / Hauptstrasse vorgearbeitet hatte, setzt einen Funkspruch ab: „Sniper in the town“ - Scharfschützen im Ort ! Diese Scharfschützen, die sich am Vortag aus Fortuna über das Kraftwerksgelände bis in die Brennerei Esser in Oberaussem zurückgezogen hatten, waren grösstenteils alles erfahrene Einzelkämpfer, die sich bereits an der russischen Front bewährt hatten. Vom oberen Geschoss der Brennerei kontrollierten sie zu ihrer Linken die Kurve der Bergheimer Strasse / Hauptstrasse und zu ihrer Rechten die Einmündung der Bahnstrasse in die Niederaussemer Strasse, sowie den Feldweg, von Niederaussem kommend, am Behrenshof und die Dränk (Theodor-Bondü-Platz).

Zu diesem Zeitpunkt hatte die von der Hindenburgstrasse (heute Abts-Acker-Strasse) kommenden Teile des 1st Bn., 36th Armd. Inf. Regt. die gesprengten Brücken vor Oberaussem erreicht. Die Bewacher hatten sich widerstandslos ergeben und wurden später verhört.

Etwa um 17:30 Uhr wird der Vormarsch, zu dieser Zeit etwa auf Höhe der damaligen Schneiderei Kremer, Fortunastrasse, gestoppt. Die Spitze der Infanterie hat den Hof Käsch, Ecke Fortunastrasse / Bergheimer Strasse erreicht und legt, zwangsläufig, eine Marschpause ein. Die etwas weiter zurückliegenden Truppen sammeln sich auf dem Gelände des Abtshofes. Somit steht die gesamte Fortunastrasse, ab dem Abzweig Am Rott, voller stehender, amerikanischer Fahrzeug.

Um 18:00 Uhr erreicht die 1st Bn., 13th Inf. Regt. die Kurve unter heftigem deutschem Beschuss. Es entwickelt sich ein Strassenkampf der von den deutschen Scharfschützen eine Zeit lang kontrollierte werden konnte.

Etwa um die gleiche Uhrzeit erreichten die ersten amerikanischen Panzer, vorbei am Schlungweg und entlang der alten Kippe unter starkem deutschem Abwehrfeuer die Gabelung Am Rott / Kämpchen. Oberhalb des Kämpchen, auf den Feldern vor- und seitlich der Windmühle, hatte sich, wie schon beschrieben, das Grenadier-Regiments 957 unter Hauptmann Rudolf Mascher in Zahlreichen Einmannlöchern, Stellung bezogen. Eine deutsche Pak, rechts von den Stellungen, sicherte gegen feindliche Panzer ab.

Hauptmann Rudolf Mascher vom Grenadier-Regiment 957 berichtet:

Wir lagen an der Ostseite von Oberaussem im Abstand von 60 - 80 Metern in Schützenlöcher und hörten die Panzer in Oberaussem rein fahren.

Zu dieser Zeit, im Schutz der Dunkelheit, versuchte Hauptmann Buer vom II./GR 957 einen Erkundungsvorstoss bis zum Friedhof zu unternehmen. Er wurde bei einem Feuergefecht mit den Amerikanern in der Höhe Alte Schule / Lebensmittelgeschäft Esser (Kreuzung Kirchstrasse / Bergstrasse - früher Horst-Wessel Strasse) verwundet und geriet dadurch in amerikanische Gefangenschaft.

Kurze Zeit später fuhren bereits amerikanische Panzer, von der Kreuzung Büsdorfer Strasse / Kirchstrasse kommend, die Kirchstrasse hinauf. Auf der Kreuzung vor dem Friedhof teilten sich die Panzer auf. Einige fuhren geradeaus in Richtung Kämpchen, die anderen bogen links ab, über das damals noch unbebaute Feld, in Richtung Tonnenberg.

Um 19:15 Uhr wurde der Ort Oberaussem von den Amerikanern als „feindfrei“ gemeldet. Oberaussem war in amerikanischer Hand, die Felder hinter dem Tonnenberg und der Windmühle noch vom II./GR 957 besetzt. In der Nacht kam es noch zu einzelnen kleinen Gefechten zwischen deutscher und amerikanischer Infanterie.

Hauptmann Rudolf Mascher vom Grenadier-Regiment 957 berichtet: Da es keine Nachrichtenverbindung gab, lief ich um Mitternacht, als es etwas ruhiger geworden war, zu Regimentsgefechtsstand nach Gut Neuhof, westlich Glessen zurück und holte Oberleutnant Feuerberg nach vorn, der dann die Führung des II./GR 957 übernahm.

Am Morgen des 3. März 1945, gegen 04:30 Uhr griffen im dichten Nebel die amerikanischen Panzer aus Oberaussem an.

Die Amerikaner, die es nach Möglichkeit vermieden, nachts zu kämpfen, hatten sich für die Nacht auf den 3. März 1945 im Friseurgeschäft Weiss, sowie dem angrenzenden Bauernhof Weiss nieder gelassen. Die Panzertruppe hatte ihre Panzer neben dem Jugendheim abgestellt - amerikanische Infanterie sicherte über Nacht am Tonnenberg und Kämpchen ab.

Gegen Mitternacht marschierte zusätzlich, zur Unterstützung, die 104th amerikanische Infanterie-Division in Oberaussem ein.

Kurz nach 04:00 Uhr, am 3. März 1945, setzten sich die Panzer in Bewegung über den Driesch in Richtung Tonnenberg / Windmühle - über die Kirchstrasse in Richtung Kämpchen, vom Rott hatten sich die amerikanischen Panzer zurück gezogen, da man hier unter ständigem deutschen Beschuss stand.

Noch vor der Dämmerung, im dichten Nebel, erreichte die amerikanischen Panzer das Feld, von zwei Seiten kommend, zwischen Tonnenberg und Kämpchen. Starker deutscher Beschuss durch Infanterie begleitet von Panzerfaust-Beschuss aus den Einmannlöchern und, für die amerikanischen Panzer sehr gefährlicher, seitlicher Pak-Beschuss eröffnete den Kampf. Immer wieder, wie auf Luftaufnahmen zu erkenne ist, versuchen die amerikanischen Panzer dem deutschen Beschuss zu entkommen. Amerikanische Infanterie kann sich kaum vorarbeiten, da die Löcher aus denen urplötzlich ein deutscher Verteidiger auftaucht, kaum zu erkennen sind. Eine deutsche Pak trifft einen amerikanischen Sherman Tank - er brennt komplett aus - keiner kann mehr der Besatzung helfen, sie verbrennt. Einer der Toten wird erst am 14. März 1945 / 14:00 Uhr gefunden. (Burial Report) Seine Identität konnte aufgrund der starken Verbrennungen bis heute nicht geklärt werden. Durch das förmliche ausglühen durch die Hitze konnte weiterhin der Panzer nicht zugeordnet werden. Die gesamte Besatzung gilt als unbekannt.

Nach den Kämpfen zogen sich die Reste des II./GR 957 in Richtung Büsdorf zurück und wurde dort von den Amerikanern überrollt.

Dazu Hauptmann Rudolf Mascher:

Eine erfolgreiche Gegenwehr war nicht möglich, da auf jedem Panzer 12 - 18 Amerikaner „hingen“. Unsere Abwehrlinie Richtung Büsdorf wurde einfach durchfahren und der Rgt. Stab mit Oberst Freiherr von Gall (Foto) überrascht und gefangen genommen. Ich selber irrte im Nebel umher, um unsere Leute zu sammeln, fand aber dann auch meinen Adjutanten mit einigen Männern wieder, als sich der Nebel zu lichten begann.

Damit endeten die Kämpfe in- und um Oberaussem. Die bei den Kämpfen im Ort gefallenen toten Amerikaner wurden vom amerikanischen Quartermaster geborgen und, wenn möglich, identifiziert. Der amerikanische Quartermaster bat den damaligen Pastor Öhm die deutschen Gefallenen zu bergen und deren Personalien aufzunehmen. Diese Daten wurden von Pastor Öhm in das Kirchenbuch eingetragen.

Anmerkung des Autors: Ein sehr grosses Anliegen von mir wäre es gewesen auch den deutschen Soldaten, die beim Kampf in Oberaussem gefallen sind, einen Namen zu gegeben, vielleicht sogar ein Gesicht in Form von einem Foto oder Totenzettel. Leider ist das Kirchenbuch seit geraumer Zeit „spurlos“ verschwunden und somit auch die Namen und Daten der gefallenen deutschen Soldaten im Ort. Die gesamte, im Kirchenbuch über Jahrhunderte, niedergeschriebene Geschichte ist „abhanden“ gekommen…….


Gefallene amerikanische Soldaten

RangNameVornameASNDatum †
Tec 5BrownRonald A313870522 Mar 45
Pvt.GibsonJohn W349497532 Mar 45
Cpl.LetsonRobert W341967912 Mar 45
Pfc.SpannDoyle H349159822 Mar 45
Hierbei handelt es sich um die Besatzung des Sherman Tank
die vom Panzerturm „Am Steinchen“ abgeschossen wurde.
Auf Wunsch der Familien erhielten sie ein Gemeinschaftsgrab.

RangNameVornameASNDatum †
Sgt.DelahantyJohn W352845672 Mar 45
RangNameVornameASNDatum †
Pfc.FrancisRaymond A140477062 Mar 45

RangNameVornameASNDatum †
Cpl.HarrisCarl358433622 Mar 45

RangNameVornameASNDatum †
Cpl.RaineyRobert A314001112 Mar 45

RangNameVornameASNDatum †
Sgt.WolfJohn F170484672 Mar 45

Ein unbekannter amerikanischer Soldat
Er wurde oberhalb des Tonnenbergs
in einem Grab gefunden.
Vermutlich fiel er dort bei den Kämpfen
am 3. März 1945

—-

Verwundete amerikanische Soldaten

RangNameVornameASNVerwundet am
Sgt.RamsdenNorman E331438692 Mar 45

Gefallene deutsche Soldaten

Auf deutscher Seite fielen 7 Soldaten, deren Identität aus dem bereits zuvor genannten Grund (abhanden gekommenes Kirchenbuch) leider nicht mehr vorhanden ist. Trotz aller Bemühungen, wie z.B. Recherchen beim Volksbund, konnte ich die Identität der in Oberaussem gefallenen deutschen Soldaten nicht herausfinden.

Bei der Verteidigung von Oberaussem waren etwa 100 deutsche Soldaten in Einsatz, davon gingen in Oberaussem 17 in amerikanische Gefangenschaft. Der Rest bezog, zusammen mit Volkssturm-Männern, Stellung auf den Feldern vor Büsdorf.

kampfe_in_oberaussem.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/31 06:20 von dokuwikiadmin
CC Attribution-Share Alike 3.0 Unported
Powered by PHP Driven by DokuWiki Recent changes RSS feed Valid CSS Valid XHTML 1.0 Valid HTML5